Freitag, 30. Mai 2008

David Hilbert

David Hilbert

Am 8. September 1930 in Königsberg, auf dem Kongress des Verbandes Deutscher  Naturforscher und Ärzte, David Hilbert hielt eine Rede berechtigt Naturerkennen und Logik. Ein Auszug vier Minuten war Sendung von Radio, und wurde Konserven.

Das Instrument, welches die Vermittlung bewirkt zwischen Theorie und Praxis,

zwischen Denken und Beobachten, ist die Mathematik; sie baut die verbindende Brücke

und gestaltet sie immer tragfähiger. Daher kommt es, daß unsere ganze gegenwärtige

Kultur, soweit sie auf der geistigen Durchdringung und Dienstbarmachung der Natur

beruht, ihre Grundlage in der Mathematik findet. Schon GALILEI sagt: Die Natur kann

nur der verstehen der ihre Sprache und die Zeichen kennengelernt hat, in der sie zu uns

redet; diese Sprache aber ist die Mathematik, und ihre Zeichen sind die mathematischen

Figuren. KANT tat den Ausspruch: „Ich behaupte, daß in jeder besonderen Naturwissenschaft nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen werden kann, als darin Mathematik enthalten ist.? In der Tat: Wir beherrschen nicht eher eine naturwissenschaftliche Theorie, als bis wir ihren mathematischen Kern herausgeschält und völlig enthüllt haben.

Ohne Mathematik ist die heutige Astronomie und Physik unmöglich; diese Wissenschaften

lösen sich in ihren theoretischen Teilen geradezu in Mathematik auf. Diese wie die

zahlreichen weiteren Anwendungen sind es, den die Mathematik ihr Ansehen verdankt,

soweit sie solches im weiteren Publikum genießt.

Trotzdem haben es alle Mathematiker abgelehnt, die Anwendungen als Wertmesser

für die Mathematik gelten zu lassen. GAUSS spricht von dem zauberischen Reiz,

den die Zahlentheorie zur Lieblingswissenschaft der ersten Mathematiker gemacht habe,

ihres unerschöpflichen Reichtums nicht zu gedenken, woran sie alle anderen Teile der

Mathematik so weit übertrifft. KRONECKER vergleicht die Zahlentheoretiker mit den

Lotophagen, die, wenn sie einmal von dieser Kost etwas zu sich genommen haben, nie mehr

davon lassen können. Der grosse Mathematiker POINCARÉ wendet sich einmal in auffallender

Schärfe gegen TOLSTOI, der erklärt hatte, daß die Forderung „die Wissenschaft der

Wissenschaft wegen? töricht sei. Die Errungenschaften der Industrie, zum Beispiel, hätten

nie das Licht der Welt erblickt, wenn die Praktiker allein existiert hätten und wenn diese

Errungenschaften nicht von uninteressierten Toren gefördert worden wären. Die Ehre

des menschlichen Geistes, so sagte der berühmte Königsberger Mathematiker JACOBI, ist

der einzige Zweck aller Wissenschaft.

Wir dürfen nicht denen glauben, die heute mit philosophischer Miene und überlegenem

Tone den Kulturuntergang prophezeien und sich in dem Ignorabimus gefallen.

Für uns gibt es kein Ignorabimus, und meiner Meinung nach auch für die Naturwissenschaft

überhaupt nicht. Statt des törichten Ignorabimus heiße im Gegenteil unsere

Losung:

Wir müssen wissen,

Wir werden wissen.

 

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